Maßgeschneiderte Software von SIVAplan organisiert alle Prozesse im neuen Lager des Nudelproduzenten Bernbacher

Hochregallager, Fördertechnik, Lagerrechner - groß war der Lieferumfang von SIVAplan für das Traditionsunternehmen aus München. Eine Besonderheit ist jedoch eine eigens für Bernbacher entwickelte Software-Lösung, die die Funktionen von Materialflusssteuerung, Kommissionierung, automatischer und staplergeführter Lagerung sowie Visualisierung in einem Paket vereint. Somit werden die verschiedenen Prozesse der Anlage zentral vom Lagerrechner gesteuert.

April 2013 ❘ Nach über 100 Jahren in der Münchner City zog der Teigwarenhersteller Bernbacher vor die Tore der Stadt. Auf der grünen Wiese baute das Traditionsunternehmen einen komplett neuen Firmensitz inklusive Produktion, Lager, Verwaltung und Versand. SIVAplan, seit 40 Jahren auf die Entwicklung und Umsetzung individueller Lager- und Intralogistik-Lösungen spezialisiert, realisierte am neuen Standort ein vollautomatisches Hochregallager mit mehr als 11.200 Stellplätzen für Europaletten. Auch vier Regalbediengeräte, eine vollautomatische Palettenprüfanlage und die Komponenten für die Förderstrecke gehörten zum Lieferumfang des Troisdorfer Unternehmens. Eine echte Besonderheit ist jedoch die ausgeklügelte Software-Lösung, mit der SIVAplan die verschiedenen Aufgaben wie Materialfluss, Ressourcenplanung und Lagerverwaltung in einer ganzheitlichen Software vereint. Schon in der Vergangenheit entwickelte SIVAplan kombinierte Hard- und Software-Lösungen für die Intralogistik namhafter Kunden des Lebensmitteleinzelhandels. Die Vielzahl an Funktionen und Prozessen, die der Lagerrechner am neuen Standort von Bernbacher koordiniert, stellte die Troisdorfer Ingenieure vor einige Herausforderungen. Diese entwickelten eine Software, die die Vorgaben der ERP-Software umsetzt und alle Abläufe in den Bereichen Lager, Kommissionierung und Versand vollautomatisch steuert.

SIVAplan-Software wird für jeden Kunden individuell angepasst

Die Software ist eine Eigenentwicklung von SIVAplan und basiert auf einer modular skalierbaren Architektur auf Java-Basis, die individuell für die Anforderungen des jeweiligen Kunden angepasst wird. Bei Bernbacher übernimmt der Lagerrechner die Verwaltung und Steuerung verschiedener Bereiche wie dem automatischen Hochregallager, dem halbautomatischen Lager für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (RHB-Lager), der Kommissionierung und auch der Palettenprüfung. Für eine einfache Orientierung bildet der Rechner die Anlage visuell ab, wobei den Mitarbeitern aktuelle Aufträge, Transportvorgänge oder auch die Positionen einzelner Paletten in Echtzeit angezeigt werden. Der Einsatz mobiler Datenerfassungsgeräte (MDE) trägt zusätzlich zur Prozessoptimierung bei: Lageristen und Staplerfahrer können mit den Geräten mobil mit dem Lagerrechner kommunizieren und aktuelle Aufträge abrufen.

Komplette Steuerung von der Paletten-Annahme bis zum Versand

Bemerkenswert ist, wie umfassend die Software von SIVAplan die Prozesse in den einzelnen Bereichen steuert. Dies beginnt bei der Palettenprüfanlage, deren Konzept SIVAplan in den vergangenen Monaten umfassend überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht hat. Die Prüfanlage testet die angelieferten Paletten auf ihre Belastbarkeit und Vollständigkeit. Nicht taugliche Paletten schleust das System automatisch aus, fehlerfreie Paletten werden von der Anlage gestapelt, vom Lagerrechner erfasst und anschließend im RHB-Lager vorgehalten, bis sie in der Palettierung oder Kommissionierung gebraucht werden. Auch diese Prozesse koordiniert der Lagerrechner, indem er die Anzahl der noch verfügbaren Paletten an den einzelnen Stationen kontinuierlich überwacht und rechtzeitig einen Auftrag für eine neue Lieferung anstößt.

Auch die Flurförderzeuge im RHB-Lager werden vom Rechner koordiniert

Das Lager für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe ist ein halbautomatisches Schmalganglager mit sechs Gassen und zwölf einfach-tiefen Blöcken, in dem die Paletten durch Hochregalstapler ein- und ausgelagert werden. Das Besondere: Durch die dialoggestützte Kommunikation steht der Lagerrechner direkt mit den Staplern in Verbindung teilt diesen ihre Aufgaben zu. Auch die Aufnahme- und Übergabestellen der Paletten werden vom Lagerrechner vorgegeben, so dass sich die Staplerfahrer voll und ganz auf das sichere Navigieren durch das Schmalganglager konzentrieren können. Das Lager dient nicht nur der Bereitstellung von Leerpaletten, sondern auch von anderen Stoffen wie Verpackungsmaterialien. Sofern diese auf Paletten gelagert sind, werden sie bei der Anlieferung erfasst und etikettiert, bevor sie vom Rechner einen Stellplatz im Lager zugewiesen bekommen. Fordert die Packerei oder die Kommissionierung Hilfsstoffe an, schickt der Lagerrechner einen detaillierten Auftrag an die mobilen Datenerfassungsgeräte der Lageristen. Diese müssen dann lediglich das vom Rechner benannte Regalfach anfahren, die Aufnahme der Palette durch den Scan des Etiketts bestätigen und die Palette am festgelegten Übergabeort abstellen.

Kameras auf den Regalbediengeräten liefern Live-Bilder aus dem Lager

Auch die Ein- und Auslagerungen von Fertig- und Fremdware im vollautomatischen Hochregallager koordiniert der Lagerrechner. Die frisch hergestellten Teig- und Nudelwaren verlassen die Produktion auf etikettierten Paletten, werden von einem Wickler mit Strechfolie gesichert, per Scan vom Lagerrechner erfasst und erhalten von diesem einen Stellplatz im Lager zugewiesen. Vier Regalbediengeräte (kurz: RBG) übernehmen die Ein- und Auslagerung der Paletten in die 11.288 Stellplätze, die sich auf neun Ebenen im Lager verteilen. Gefertigt wurden die RBG im SIVAplan-Werk in Troisdorf, anschließend auf Tiefladern nach Bayern gebracht und hier per Autokran durch die noch offene Dachfläche in das neue Lager eingebracht. SIVAplan stattete die Regalbediengeräte mit Kameras aus, die Bilder in Echtzeit vom laufenden Betrieb im Lager an den Leitstand übertragen. Dadurch können typische Störquellen wie lose Folie oder verrutschte Paletten schnell und zügig ermittelt werden, ohne das ein Mitarbeiter das Lager betreten muss. Die schnelle Fehleranalyse ermöglicht eine zeitnahe Beseitigung, durch die unnötige Stillstandzeiten vermieden werden.

Ein- und Auslagerung nach individuellen Strategien

Bei der Einlagerung der Paletten im zukünftigen Drei-Schicht-Betrieb folgt der Lagerrechner verschiedenen Strategien, die Faktoren wie die Statik des Regals, das Mindesthaltbarkeitsdatum der Produkte oder deren Umschlagshäufigkeit berücksichtigen. Durch die Etikettierung der Paletten stellt Bernbacher zudem die lückenlose Rückverfolgbarkeit seiner Produkte sicher, die mindestens ein Jahr lang gewährleistet sein muss. Auch Fremdwaren erreichen das Lager auf Paletten, diese werden ebenfalls per Etikett erfasst, durchlaufen wie die Fertigware eine Konturenkontrolle und werden bei Nichtbeanstandung im Hochregal eingelagert.

Kommissionierung ist ebenfalls Bestandteil der Lagerrechner-Vernetzung

In der ersten Etage des Lagers befindet sich die Kommissionierzone inklusive Displaybau, in der Mitarbeiter die manuelle Zusammenstellung von Mischpaletten organisieren. In Kombination mit den Displays kann so die große Produktvielfalt von Bernbacher in den Verbrauchermärkten werbewirksam präsentiert werden. Die Kommissionierer arbeiten ebenfalls mit mobilen Datenerfassungsgeräten, die sie entweder mit sich führen oder die  fest in den eingesetzten Handhubwagen verbaut sind. Auch in der Kommissionierung ermittelt der Lagerrechner kontinuierlich, welche Produktmengen hier noch vorhanden sind und wann neue Ware geordert werden muss. Das Nachfordern übernimmt der Lagerrechner voll automatisch und gibt den Kommissionierern alle nötigen Informationen über die Datenerfassungsgeräte. Paletten, die fertig gepackt wurden, schleust das System entweder in das Lager oder übergibt sie in den Versand.

Rechner unterstützt Lagerleiter bei der Tourzusammenstellung

Beim Versand gelangen die Paletten oftmals über verschiedene Wege zu den Bereitstellungsbahnen. Entweder direkt aus der Produktion, aus dem Hochregallager oder aus der Kommissionierung, in der die Paletten nach den individuellen Wünschen der Kunden zusammengestellt werden. Für den reibungslosen Transport der Paletten zu den Bereitstellungsbahnen installierte SIVAplan in der neuen Anlage über 500 Meter Förderstrecke inklusive mehreren Hebern, Transferwagen und Eckumsetzern. Auslagerungen werden in der Regel als Kundenaufträge vom ERP-System vorgegeben, die der Lagerrechner dann als Auslageraufträge abarbeitet. Mehrere Aufträge können gemeinsam für die Beladung eines LKW bereitgestellt werden. Die Zusammenstellung einer solchen Tour erfolgt manuell durch den Lagerleiter, dessen Ziel es ist, den LKW möglichst Platz sparend zu beladen. Hierfür werden Endladestellen (PLZ), Liefertag und die Anzahl der Paletten berücksichtigt, wobei der Lagerrechner die passenden Paletten ermittelt, für die Auslagerung anfordert und für andere Touren blockt. Nachdem eine Bereitstellungsbahn fertig bestück ist, wird sie vom Lagerrechner frei gegeben und die Waren auf die LKW verladen.

Erfahrung und Referenzen von SIVAplan für Bernbacher entscheidend

Dank seines großen Know-hows und des guten Prozessverständnisses für die Intralogistik im LEH setzte sich SIVAplan bei der Vergabe des Auftrages gegen mehrere Mitbewerber durch.
Bernbacher überzeugte vor allem die langjährige Erfahrung des Troisdorfer Unternehmens und das positive Feedback der SIVAplan-Kunden bei den Referenzbesuchen.
 

Autor: Dipl.-Ing. Ulrich Franz
Leiter Software-Systeme

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